Lieder, Sänger und Poeten
2019 trat die Stiftung Schloss Neuhardenberg erstmals den Versuch an, sechs Künstlerinnen und Künstler, die im engeren oder weiteren Sinn der Liedermacherzunft zuzurechnen sind, zu einem Treffen einzuladen, bei dem vom frühen Nachmittag bis in die Nacht hinein Poesie und Gesang den Neuhardenberger Schlosspark erfüllen sollten. Knapp eintausend Gäste wohnten diesem Geschehen bei und machten es gemeinsam mit den eingeladenen Künstlern zu einer gelungenen Premiere.
2020 sollte die zweite Auflage stattfinden; daraus wurde bekanntermaßen nichts. In diesem Jahr wagen wir es erneut, und zwar besonders hartnäckig: nachdem der erste Termin 20. Juni wiederum abgesagt werden musste, ist nun der 14. August der Tag des 2. Neuhardenberger Sängertreffens. Wie zur Premiere ist der Liedermacher und Sänger Klaus Hoffmann der Kurator des Programms, durch das er mit launigen Moderationen führt und an dem er selbst mit seinen Songs teilnimmt. Und wieder ist das Spektrum der Eingeladenen groß, wie es ja die Kunst des Liedermachens überhaupt ist, in der Individualität, im Gegensatz zu manch anderem singenden Metier, geradezu eine Zugehörigkeitsvoraussetzung ist.
Lydie Auvray
Lydie Auvray, Akkordeon, Gesang
Markus Tiedemann, Gitarren
Lydie Auvray ist die Grande Dame des Akkordeons. Seit fast vier Jahrzehnten steht sie auf der Bühne und begeistert ihr Publikum. Indem sie immer wieder die Möglichkeiten ihres Instruments ausreizte, verhalf sie ihm im Laufe ihrer Karriere zu einem neuen, modernen Image. Ihr aktuelles Programm Musetteries widmet sie ihrer musikalischen Herkunft, der Musette-Musik, allerdings in sehr unterschiedlichen Formen, die diese Tradition spielerisch variieren. Dabei vermeidet sie die Klischees, die sich beim Gedanken an französische Akkordeonmusik aufdrängen. Gemeinsam mit dem Gitarristen Markus Tiedemann begibt sie sich mit ihren Songs auf eine ebenso abwechslungsreiche wie stimmige Reise durch die unterschiedlichsten musikalischen Landschaften.
Felix Kramer
Felix Kramer, Gesang, Gitarren
Max Wintersperger, Trompete, Keyboards
Nach einer rasanten Karriere in der klassischen Musik hängte der junge Wiener Texter, Komponist und Musiker Felix Kramer vor knapp zwei Jahren die Klassik (weitgehend) an den Nagel. Mit seinen eigenen Kompositionen in ausgefeilten Arrangements und mit unverwechselbaren Texten macht Felix Kramer seitdem im gesamten deutschen Sprachraum von sich reden. Mit seinem Debüt-Album Wahrnehmungssache konnte er sofort in den Top 20 der österreichischen Verkaufscharts landen. Bei diversen Festivals in Österreich und Deutschland rührt Felix Kramer sein Publikum abwechselnd zu Tränen und Begeisterungsstürmen. Seine Lieder geraten manchmal orgiastisch, manchmal fragil, dabei stets fordernd und in jedem Fall berührend intim. Im Oktober 2020 erschien sein neues Album Alles gut, auf dem sich der junge Liedermacher und Gitarrenvirtuose in bezaubernd verträumter Melodik und Harmonie zeigt, wie gemacht für einen lauen Sommerabend – hätten die Texte nicht diese dezente Schärfe, die allzu flirrende Strandurlaubsfantasien immer wieder auf den Boden einer weniger harmonischen Wirklichkeit zurückholt.
Cynthia Nickschas
Cynthia Nickschas, Gesang, Gitarre
Christian „Z“ Zerban, Saxophon, Gesang
Die aus einer Musikerfamilie stammende Songschreiberin, Sängerin und Gitarristin Cynthia Nickschas zog einst turbulente Lehrjahre als Straßenmusikerin einem monotonen Berufsleben vor. Inzwischen ist sie Gast auf namhaften Festivals und hat Auftritte im Fernsehen und im Radio absolviert. Sie stand mit Künstlern wie Clueso, Felix Meyer und Konstantin Wecker auf der Bühne. Über Genregrenzen hinweg begeistert sie mit ihrer fröhlichen, offenen Art und ihren mitreißenden Liedern. Ihre positiven, lebensbejahenden, aber auch nachdenklichen Texte verbindet sie mit Mut zum Ausprobieren und einer Vielzahl an musikalisch-emotionalen Stimmfarben. In charakteristischer Unangepasstheit präsentiert Cynthia Nickschas handfeste Visionen für eine andere Welt und holt dabei auch ihre Zuhörer aus der Wohlfühl-Zone. Ihre Songs wenden sich frontal gegen Ungerechtigkeit, Gier, Gleichmut und Leistungsdruck, aber sie feiern auch kompromisslos die schönen Seiten des Lebens und münden letztlich immer in einer hoffnungsvollen Botschaft.
STOPPOK & Worthy
STOPPOK, Gesang, Gitarre
Reggie Worthy, Bass
Seit über dreißig Jahren macht STOPPOK perfekte Songs, eine eigenständige Mischung aus Folk, Rock, Rhythm’n’Blues und Country. In seinen Texten verwandelt er Alltagssprache in Poesie und schafft Bilder von berührender Direktheit. Mit feinem Humor pointiert er die Widrigkeiten des täglichen Lebens und erweist sich als ebenso wacher wie kritischer Betrachter seiner Umwelt. Was in den frühen 1980ern mit Straßenmusik begann, führte im Verlauf von STOPPOKs Karriere zu über 20 Alben, zu Film- und Theatermusik, zu etlichen Auszeichnungen und zu gefeierten Auftritten auf allen wichtigen Festivals im deutschsprachigen Raum. Ob solo, im Duo oder mit seiner Rockband: STOPPOK fasziniert sein Publikum in allen Konstellationen als glänzender Musiker und Entertainer. Reggie Worthy am Bass ist die helfende Hand, der unbeirrbare Groove in der Musik. Seit seinen Anfängen bei Ike & Tina Turner hat er genug gesehen und erlebt, um sich ganz entspannt dem Wesentlichen hinzugeben: Dem Grundvergnügen, Musik zu machen.
Klaus Hoffmann
Klaus Hoffmann, Gesang, Gitarre
Hawo Bleich, Klavier
Klaus Hoffmann darf bei „seinem“ Sängertreffen auf der Bühne nicht fehlen. Einfühlsam, versiert, ironisch, melancholisch und humorvoll: So sind seine Lieder, die er als „Lebensmittel für Kulturhungrige“ versteht. Seine große und treue Fangemeinde liebt ihn nicht nur für seine zahllosen eigenen Lieder, sondern auch für seine Interpretation von Songs anderer wichtiger europäischer Künstler, darunter eigene deutsche Übersetzungen der Chansons von Jacques Brel, die er in neuen Arrangements auf die Bühne bringt. 2020 erschien Septemberherz, die neue CD von Klaus Hoffmann. Sie wurde von der Presse als „Ode an das Leben“ begrüßt – eine passende Zuschreibung, heißt es doch in einem der Lieder des Sängers, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiert: „In meinem Herzen ist kein graues Haar.“ Begleitet wird er wieder von Hawo Bleich am Flügel.
Erika Pluhar
Erika Pluhar, Gesang
Roland Guggenbichler, Klavier
Erika Pluhar gehört zu den bedeutendsten und vielseitigsten Künstlerinnen des deutschen Sprachraums. Bis 1999 war sie vier Jahrzehnte lang als Protagonistin am Burgtheater in Wien engagiert. Im Film stand sie nicht nur vor der Kamera, sondern schrieb auch Drehbücher und führte Regie. Parallel zu ihrer schauspielerischen Arbeit ist Erika Pluhar eine hochgeschätzte Sängerin. Zunächst interpretierte sie Lieder von André Heller, Stephan Sulke und Wolf Biermann. Seit Anfang der 1980er Jahre singt sie nur noch eigene Texte. Sie schreibt auch ihre Kompositionen selbst und produziert in Eigenregie ihre Tonträger. Zu ihrem Schaffen als Schriftstellerin gehören zahlreiche Romane, Erzählungen, Gedichte und autobiographische Schriften. Zuletzt erschienen Die Stimme erheben (2019) mit Essays und Reden sowie der Roman Hedwig heißt man doch nicht mehr – eine Lebensgeschichte (2021). Vor zwei Jahren, kurz nach ihrem 80. Geburtstag, war Erika Pluhar der Stargast des 1. Neuhardenberger Sängertreffens. In diesem Jahr macht sie ihrem Publikum die große Freude, für die eigentlich im Programm vorgesehene Maria Farantouri sehr kurzfristig einzuspringen und noch einmal einen liebenswerten und charmanten Gruß von der Donau an die Mark Brandenburg zu überbringen.