Aufbruch 1800
Kunst und Gesellschaft der
Berliner Klassik
Um 1800 ließ Berlin seine Vergangenheit als kleine Residenzstadt hinter sich und wurde erstmals zur Weltstadt. Eine rasante Neuorientierung, die alle Bereiche der Kunst und Gesellschaft erfasste, führte dazu, dass Berlin innerhalb weniger Jahre zu einem kulturellen Zentrum wurde, das über Preußen hinausstrahlte und dessen Widerhall bis heute nachklingt.
Klangvolle Namen prägten diese inzwischen als Berliner Klassik bezeichnete Blütezeit: Der junge Johann Gottfried Schadow hob die Berliner Bildhauerkunst auf das europäische Tableau, Carl Gotthard Langhans transformierte die Baukunst des friderizianischen Rokoko in einen preußischen Klassizismus. Sein Schüler Friedrich Gilly, der trotz weniger ausgeführter Bauten vielen heute als der erste moderne Architekt gilt, entwickelte einen von der französischen Revolutionsarchitektur inspirierten Stil. Karl Friedrich Schinkel führte schließlich das Werk des früh verstorbenen Gilly weiter und die Architektur von Berlin aus in die Moderne. In der Literatur wurden Karl Philipp Moritz‘ und Ludwig Tiecks Texte zum Vorbild für Romantiker wie Jean Paul, und die Brüder Schlegel trafen auf Schleiermacher. Iffland reformierte das Theater, Fasch und Zelter begründeten eine bürgerliche Konzertkultur, und Wilhelm von Humboldt ordnete das preußische Bildungswesen neu.
Als Experte wird Frank C. Möller, Kunsthändler mit Schwerpunkt Möbel und Kunsthandwerk des deutschen Klassizismus, bei der Führung dabei sein. Sein besonderes Interesse gilt den Arbeiten von Friedrich Gilly und Karl Friedrich Schinkel sowie deren Umkreis. Er arbeitet an einem Gesamtkatalog der Berliner Bronzefabrik von Werner & Mieth bzw. Werner & Neffen, publizierte 2020 zu den Arbeiten der in Vergessenheit geratenen Chursächsischen Spiegelfabrik und 2023 zu den Gefäßentwürfen Friedrich Gillys. Er war Initiator und Kurator der Gilly-Ausstellung Kubus, Licht und Schatten im Stadtmuseum Berlin.