
Robert Stadlober
Eine Reise durch die Zeit
mit Kurt Tucholsky
»Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seien gut.« – Kurt Tucholsky
Wir leben in schlimmen Zeiten! So gern man diesem Ausruf zustimmt, so sicher wurde er auch schon für Zeiten gebraucht, die aus heutiger Sicht eher angenehm erscheinen. Schließlich wusste schon Karl Valentin: »Heute ist die gute alte Zeit von morgen.« Denn wie schlimm sind die Zeiten wirklich im Vergleich zu anderen, und waren sie irgendwann besser? Wiederholt sich vielleicht der ganze Schlamassel, der da um uns kreist, immer und immer wieder? Und fehlt uns möglicherweise einfach nur die weite Perspektive, um diesen ständig um uns wirbelnden Schlamassel als solchen zu erkennen? Robert Stadlober sagt über seine Begegnung mit Kurt Tucholsky: »Auf einmal konnte ich dem Wahnsinn da draußen mit einem anderen Blick entgegensehen, mit einem Lächeln, wenn auch einem schiefen, und einem schüchternen Glitzern utopischer Hoffnung im linken Auge. Denn Tucholsky hat sich mit sehr ähnlichem Unbill herumschlagen müssen wie wir. Oft sogar schlimmerem. Und er hat das alles präzise und scharf und zugleich mit Freude am Absurden beschrieben.« Und so hat Robert Stadlober aus Tucholskys Texten Lieder gemacht. Es geht um die Unmöglichkeiten des menschlichen Umgangs, in Liebesdingen wie in Dingen des Hasses, um die Sinnlosigkeit von Gewalt und die Hoffnungslosigkeit von Politik, die sich über Gewalt zu vermitteln sucht. Es geht um die Sehnsucht nach einer Art richtigem Leben und um den immerwährenden Kampf der Vielen um ein kleines Stück vom Ganzen. Was das alles mit uns zu tun hat? Es hat sich wohl so viel nicht verändert seit damals. Bestimmt sind unsere Zeiten nicht wirklich schlimmer, aber besser sind sie eben auch nicht.