Sarah Kirsch und Christa Wolf
»Wir haben uns wirklich an allerhand gewöhnt«
Der Briefwechsel
Über drei Jahrzehnte hinweg schrieben sich Sarah Kirsch und Christa Wolf Briefe – ein faszinierendes Zeugnis literarischer Freundschaft und öffentlicher wie privater Debatten. Der Briefwechsel offenbart eine Verbindung voller Nähe und Distanz, Zuneigung und Reibung: Kirsch, verspielt, eigenwillig und sprachlich virtuos, trifft auf die reflektierend abwägende Wolf. Gemeinsam durchleben sie die politischen Verschiebungen der Zeit, diskutieren über existenzielle Fragen und über Poesie. Sie begleiten einander in Brüchen und Aufbrüchen – von den Idealen der frühen DDR über die Ausreise Sarah Kirschs 1977 und persönliche Verluste bis zur Entfremdung nach der Wiedervereinigung.
Ihr Dialog ist von Leidenschaft, Ironie, Verletzlichkeit und Widerspruch und immer auch von großer Vertrautheit geprägt. Und er spiegelt Zeitgeschichte: Die großen Umbrüche, das Ende der DDR und die Bruchstellen der Freundschaft finden ihren Niederschlag – bis zum schmerzhaften Ende ihres Schriftwechsels 1992.
Die Lesung mit Fritzi Haberlandt und Corinna Harfouch lenkt den Blick auf die literarische Feinarbeit und auf den seltenen Mut zweier Autorinnen, auch das Scheitern in einer Freundschaft nicht zu verschweigen. Zwei herausragende Stimmen des 20. Jahrhunderts treten literarisch in einen einmaligen Dialog, der in seiner Offenheit und Kraft bis heute wirkt.
Corinna Harfouch zählt zu den bekanntesten deutschen Charakterdarstellerinnen in Film, Fernsehen und Theater. Nachhaltig und überzeugend verkörpert sie die Extreme der menschlichen Existenz. Ihre Darstellung gerät immer wieder auch zur Gratwanderung zwischen den Abgründen des Lebens. Für ihre Theaterarbeit wurde ihr unter anderem 1997 der Gertrud-Eysoldt-Ring verliehen. Die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin ist unter anderem Adolf-Grimme-Preisträgerin und bekam den Bayerischen Filmpreis, den Deutschen Filmpreis sowie die Goldene Kamera als beste deutsche Schauspielerin.
Fritzi Haberlandt ist sowohl von der Theaterbühne, wo sie u. a. mit Robert Wilson, Michael Thalheimer, Jan Bosse und Armin Petras arbeitete, als auch aus Film und TV, darunter aus Nebel im August oder Babylon Berlin, bekannt. Für Ihre Darstellung in Angabe einer Person am Deutschen Theater Berlin erhielt sie 2023 den FAUST-Preis für die beste Schauspielerin. Sie gilt als eine der wandlungsfähigsten Schauspielerinnen ihrer Generation.