Zwischen Zerstörung und Hoffnung

Oderland und Berlin im Frühling 1945 – Fotografien von Valery Faminsky

Es ist eine Geschichte wie aus einem Krimi – Fotografien von den letzten Kriegstagen 1945 im Oderland und in Berlin, die es eigentlich gar nicht geben sollte, werden nach Jahrzehnten in Russland wiederentdeckt und von dem ukrainischen Fotografen Arthur Bondar gemeinsam mit einem neugegründeten Berliner Verlag gerettet.

Für das Medizinische Korps der Roten Armee sollte der sowjetische Fotograf Valery Faminsky (1914–1993) das Lazarettwesen an der Front dokumentieren. Als Teil der 1. Weißrussischen Front unter Marschall Schukow erlebte er die Schlacht um die Seelower Höhen vom 16. bis 19. April und den Durchbruch Richtung Berlin, den Kampf um die Reichshauptstadt bis hin zur Kapitulation am 8. Mai. Mit seiner Kamera dokumentierte er aber bei weitem nicht nur die Lage in den Lazaretten. Ungeschönt und frei von Propaganda oder Pathos, sind die Fotografien Zeugnisse des beginnenden jungen Friedens, aber auch des Elends und der Zerstörung im Oderbruch wie in Berlin. Eigentlich hätte Faminsky die Bilder abliefern sollen, was in den sowjetischen Archiven den sicheren Verlust des Materials bedeutet hätte – waren doch bloß propagandataugliche Fotos erwünscht. Heimlich behielt er jedoch die Negative.

2016 werden die Aufnahmen von Bondar entdeckt, er erkennt den unschätzbaren Wert der Negative und erwirbt diese. Gemeinsam mit Ana Druga und Thomas Gust vom Verlag und der Galerie Buchkunst Berlin veröffentlichen sie einen Bildband mit den Aufnahmen Faminskys. Die Stiftung Schloss Neuhardenberg zeigt nun aus Anlass des 80. Jahrestags der Schlacht um die Seelower Höhen sowie des Kriegsendes Fotografien Faminskys aus dem Frühjahr 1945 in einer Kabinettausstellung.

Außerdem wird Arthur Bondar in einem Gespräch mit Ausstellungsführung am 5. April in Neuhardenberg ausführlich von der Entdeckung und der außergewöhnlichen Vergangenheit des Archivs berichten.