Gestaute Wut
Deutschland zwischen
Demokratiebewahrung und
Umsturzphantasien

Neuhardenberger Rede
mit Stephan Grünewald

im Anschluss: Podiumsgespräch mit
Stephan Grünewald, Pascale Hugues und Thea Dorn
Moderation: Theo Koll

Die Massierung der internationalen und nationalen Krisen hat zu einer neuen Selbstbezüglichkeit und zu einem Rückzug ins private Schneckenhaus geführt. Aber die Flucht ins Biedermeier und die fehlende Zukunftszuversicht führen zu einer gestauten Bewegungsenergie. Symptome dieses Staus sind wachsende Unruhe, Unzufriedenheit, Wut, Eskapismus und Übersprungshandlungen. Die Bevölkerung zerfällt zunehmend in zwei Lager. Das eine Lager versucht verzweifelt eine Wohlfühlnormalität zu erhalten und die demokratischen Errungenschaften zu bewahren. Das andere Lager sieht das Land bereits im Untergang und fordert einen radikalen Durchgriff. Wie können in der derzeitigen Lage Versöhnung und produktive Streitkultur gelingen? Und wie kann die gestaute Bewegungsenergie der Menschen sinnvoll kanalisiert werden?

Die FAZ nannte Stephan Grünewald den »Psychologen der Nation«. Das von ihm mitgegründete Rheingold Institut führt jedes Jahr mehr als 5000 Tiefeninterviews zu aktuellen Fragen aus Markt, Medien und Gesellschaft durch. Grünewald beschäftigt sich mit dem Phänomen der neuen Männlichkeit, mit »Tradwives« und anderen Erscheinungen, die als Reaktion auf einen als bedrohlich empfundenen »Zeitgeist« derzeit zunehmen. Nach dem Vortrag von Stephan Grünewald spricht Theo Koll mit dem Redner sowie mit der französischen Journalistin Pascale Hugues und der Schriftstellerin Thea Dorn über Kommunikationsstörungen einer überspannten Gesellschaft.