Der Himmel über Brandenburg
Landschaften des Berliner Impressionismus

Ausstellungsführung

mit Dr. Sabine Meister, Sammlungskuratorin Bröhan-Museum, Berlin und Simon Häuser, Stiftung Schloss Neuhardenberg

An der Entwicklung der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts lässt sich wie bei einem Seismografen die psychische Verfassung einer von tiefgreifenden Umbrüchen geprägten Gesellschaft nachvollziehen. Während in der Romantik die Natur noch ein erhabener Ort des Staunens war und die Landschaft als Spiegelbild der Seele galt, führten ein rapider technischer Fortschritt, die Industrialisierung mit ihren Herausforderungen und politische Turbulenzen zu einem vermehrten Bedürfnis nach Rückzug in eine scheinbar reine, unverfälschte Natur.

Besonders im rasant wachsenden Berlin, dessen Bevölkerung sich im Spannungsfeld von Verelendung der Arbeiterklasse, reaktionärem Kaiserhaus, flirrendem Nachtleben und selbstbewusstem Bürgertum wiederfand, suchten Künstlerinnen und Künstler nach Ruhe und Inspiration in der märkischen Landschaft. Statt arkadischer Hügel Italiens oder spektakulärer Gebirgszüge wurde Brandenburg mit seinen Kiefernwäldern, Flussauen, Binnendünen und Seen ihr Motiv. Dem Vorbild der französischen Impressionisten folgend, begaben sich diese Künstler mit ihren Leinwänden ins Freie, um in einem durchaus eigenen Stil flüchtige Stimmungen der Region festzuhalten. Ihre Werke, mal naturalistisch, mal idealisiert, fangen in besonderer Weise den Charakter dieser ländlichen Region ein und berühren bis heute. Dabei sind es vor allem die Himmel, die aus den Gemälden markante und stimmungsvolle Landschaften machen.

Während die Kunstwelt im Caspar-David-Friedrich-Jahr 2024 auf die Romantik schaut, widmet sich die Stiftung Schloss Neuhardenberg mit dem Impressionismus der zweiten bedeutenden Neubelebung der Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert. Dank umfangreicher Leihgaben aus namhaften öffentlichen und privaten Sammlungen werden Werke renommierter Künstler wie Lesser Ury, Walter Leistikow und Karl Hagemeister präsentiert. Ebenso zeigt die Ausstellung Entdeckungen weniger bekannter Zeitgenossen wie Julie Wolfthorn, Philipp Franck oder Paul Vorgang, die einen tieferen Einblick in die Vielfalt dieses Genres ermöglichen.